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Installationsansicht
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Zeichnungen im Raum, Linien in der Luft: Bei diesen Objekten zögert man zunächst, von Skulpturen zu sprechen. Dabei sind sie durchaus raumgreifend, nehmen sich nicht künstlich zurück. Aber sie erinnern eben an farbige Zeichnungen, die irgendwie den Sprung in die dritte Dimension gemacht haben. Die Installation von Chenxi Zhong besteht aus vier dieser großen, zarten Gebilde. Aus dünnen Metallstangen wurden jeweils die Umrisse von Vasen nachgebildet. Ein vertrautes Motiv: In der westlichen Malerei gehört die Vase zum Interieur, oder zum Stillleben. Sie zeigt das Häusliche, Private an, den Mikrokosmos. Zugleich sind Vasen aber seit der Antike auch selbst immer wieder als Bildträger benutzt worden. Beide Traditionen macht sich die Künstlerin zunutze: Indem sie die Vasenformen über zwei Meter hoch in den Raum ragen lässt, miniaturisiert sie den Betrachter; plötzlich scheint man selbst auf Katzengröße geschrumpft zu sein und auf einem Tisch zwischen in einem Stillleben herumzulaufen. In die Metallgerüste hinein hat die Künstlerin mit Seilen, Papier, gebogenen Stangen und Kunststoff Gebilde integriert, die sich manchmal aus einer bestimmten Perspektive als Bilder präsentieren. So erscheint in der roten Vasenform ein Gesicht aus weißen Elementen, die von blauen Seilen an die Struktur gebunden ist; ein Schritt weiter und es ist schon wieder verschwunden. Bewegung und Zeit sind zentrale Faktoren für die Betrachtung dieser Skulpturen von Chenxi Zhong; sie entfalten ihren Reiz am besten beim ständigen langsamem Umhergehen im Raum: Bilder entstehen und lösen sich wieder auf, Entdeckungen sind zu machen, irgendwann hat sich das eigene Raumgefühl auf diese Proportionen eingestellt… man erlebt vielleicht eine Form von Verzauberung, in jedem Fall aber eine sanfte Feineinstellung des Blicks.

- Ralf Schlüter 2020

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